Eine ganz besondere Ausstellung über Väter von Kindern
mit Down-Syndrom ist derzeit in der Stadtbücherei zu
sehen
Waiblingen. Außergewöhnliches „Väterglück“ gibt es seit
Samstag in der Stadtbücherei
zu bestaunen. Die Fotografin Conny Wenk porträtierte stolze
Papas und ihren
Nachwuchs. Das Besondere: Die Kinder kamen allesamt mit
einem Chromosom
zu viel zur Welt, haben das Down-Syndrom. Oberbürgermeister
Andreas Hesky,
das „Schwebende Orchester“ der Diakonie Stetten und eine
Talkrunde zum Thema
Down-Syndrom eröffneten die Ausstellung.
Der kleine Tim sitzt auf den Schultern seines Vaters Rainer
und strahlt. Auf seinem roten
Shirt steht „Daddy’s Favorite“, zu Deutsch etwa „Papas
Liebster“. Dass der Wonneproppen
an der 21. Stelle ein Chromosom zu viel hat, scheint ihn
herzlich wenig zu kümmern – warum
sollte es auch? Die rührenden Fotos von Rainer, Gürkan,
Klaus und den anderen Vätern mit
ihren Kindern zeigen: Das Extra-Chromosom steht dem ganz
normalen Glück nicht im Wege.
Nachdem das „Schwebende Orchester“ der Diakonie Stetten die
Vorstellung in
der Stadtbücherei mit seiner fröhlichen Rhythmus-Musik
eingeläutet hat, nennt
Oberbürgermeister Andreas Hesky die Foto-Ausstellung „eine
Bereicherung“. „Das sind
keine gestellten Fotos, sie sind natürlich und mutmachend“,
lobt er die Arbeit Conny
Wenks. „Waiblingen versucht, eine Stadt zu sein, in der sich
Menschen mit und ohne
Behinderung wohlfühlen“, so Hesky.
Auch ein Kampf gegen Unwissenheit
Dass die Diagnose „Down-Syndrom“ für die frischgebackenen
Eltern meistens ein echter
Schock ist, weiß die engagierte Fotografin aus eigener
Erfahrung: „Als unsere Tochter
geboren wurde, geriet unsere Welt ins Wanken“, so Wenk beim
Expertenaustausch. Vor
allem aus der Unwissenheit sei ihre Angst damals entwachsen.
Den Kampf gegen diese
Unwissenheit führt sie mit der Veröffentlichung von
lebensfrohen Kalendern und Büchern
zum Thema.
Einer, der von Conny Wenks Werk nach eigener Aussage
„massivst profitiert“ hat, ist Martin
Lühning. „Wir sind regelrecht überfallen worden“, schildert
der Familienvater die Situation,
als sein Sohn Benjamin im September 2008 mit dem
Down-Syndrom zur Welt kam. In den
Büchern Wenks habe er Rückhalt gefunden. Im letzten Jahr
durften er und sein Sohnemann
dann selbst Teil des Jahreskalenders sein, den die
Fotografin herausgibt.
„Vor 19 Jahren gab’s diese positiven Bücher noch nicht“,
berichtet Uli Heim in der
Podiumsdiskussion. Als Heims Tochter damals zur Welt
gekommen war, gratulierten ihm die
Hebammen nicht zum Vaterglück. „Sie fühlten sich mit schuld,
dass unsere Tochter ‘nicht
gesund’ war.“ In den letzten Jahren habe sich zum Glück
einiges verändert, so Ebbe Buhr, ein
Experte im Umgang mit behinderten Menschen. „Es muss sich
aber noch viel mehr tun!“
Alle Teilnehmer der Gesprächsrunde plädieren für die
Integration von Kindern mit Handicap
in die Gesellschaft, zum Beispiel in Regelkindergärten. „Das
ist eine Bereicherung auch für
die nichtbehinderten Kinder“, findet Uli Heim. Der
Bittenfelder Martin Lühning wünscht
sich, dass sein Sohn „ganz normal“ in die örtliche
Gemeinschaft aufgenommen wird. „Ich
warte auf die erste Einladung zum Kindergeburtstag.“ Dann
sei ein Ziel erreicht.
Waiblingen Außergewöhnlich glücklich
Sebastian Striebich, WKZ vom 22.04.2012