Meine Mama findet es ziemlich anstrengend mit den ganzen Therapiezeug. Sie liest so viel und erweitert ständig ihren Horizont, das ist einerseits gut. Aber andererseits hat sie dann das Gefühl, dass sie unbedingt ganz viele Sachen mit mir machen sollte, damit ich mich so gut als möglich entwickeln kann. Sie will sich schließlich später mal nicht vorwerfen, dass sie zu wenig gemacht hat. Und das ist mal so ein kleiner Rundumschlag, den sie zwar nicht komplett mit mir macht, den sie aber grundsätzlich für ganz gut hält:
Man sollte mehrmals am Tag an der motorischen Entwicklung arbeiten, d.h. Physiotherapie nach Bobath oder Vojta und nebenher Lektüre des Frühförderprogramms "Kleine Schritte".
Dann sollte die Sprache jetzt schon angebahnt werden, z.B. durch Flash Cards nach Doman.
Ach und dann noch die Mundmotorik, an der man arbeiten sollte, z.B. durch Logopädie- Stimualtion.
Dann kommt noch Patterning nach Doman (Reize setzten, indem man Bewegungsabläufe passiv durchführt) hinzu - insbesondere Erlernen einer hohen Qualität des Krabbelns, nicht Rutschen oder ähnliches.
Evtl. auch noch Tiefensensibilisierung durch propriozeptives Training.
Und natürlich auch noch Spielen, PEKIP, Babymusikgarten und Zwergensprache (wie bei allen Kindern).
Aber genau das ist das Dilemma: man kann gar nicht alles machen, was sich gut anhört. Da wäre man dann den ganzen Tag beschäftigt. Außerdem ist das Kind dann wahrscheinlich dauerüberfordert. Trotzdem macht sie ganz schön viel mit mir. Sie hat aber keinen blassen Schimmer, ob es nicht auch zu viel ist.
Scheinbar ist das häufig so, dass Mütter mit einem besonderen Kind in der Anfangszeit in einen Therapiewahn verfallen, weil man alles möglich tun muss für eine gute Entwicklung. Zumindest entsteht so ein Druck. Das geht meiner Mama nicht anders, aber vielleicht wird sie ja auch irgendwann ruhiger und nimmt das Tempo raus. Einfach nur Mutter sein fällt ihr irgendwie noch schwer.
Hhmm, lieber Ben - ich glaube, wenn Deine Mama sich schon fragt, ob es zu viel sein könnte, dann hat das wohl auch einen Grund. Aber ich denke, wenn sie Dich genau beobachtet, kannst Du Ihr ja zeigen, wann Du genug hast, oder?
AntwortenLöschenEs ist zwar schon eine fast schon überstrapazierte Weisheit, aber die passt ganz gut zur Situation. Sag Deiner Mama einfach mal, dass "das Gras nicht schneller wächst, wenn man dran zieht!" Vielleicht hilfts ja. Ich hätte aber sogar noch einen klugen Spruch, wenn der erste nicht hilft: "Druck erzeugt Gegendruck".
Und gut, dass Du Dich damit an die Öffentlichkeit wendest, dann können "aussenstehende" Menschen ihren Senf dazu geben und so bekommt man viele verschiedene Sichtweisen zu diesem Thema.
Also: mach einfach solange mit, wie es Dir Spaß macht und melde Dich, wenn's Dir zu viel wird!
Liebe Grüße
Maria
Hallo Ben, ich habe euch schon gesagt, dass es mir am Anfang ähnlich ging. Es gibt Tage, da denke ich auch heute noch, ich mache nicht genug mit Jolina. Aber es gibt Tage, da ist es mir (bitte Ben Ohren zu halten) sch... egal. Da lasse ich Jolina einfach nur Kind sein und ich bin einfach nur eine "normale" Mama. Sag ihr, du gehst gern andere Kids besuchen und du willst ganz schnell in den Kindergarten. Da lernst du viel viel schneller als deine Mama dann gucken kann. Deine Mama soll auch mal an sich denken, sonst gibt es irgendwann einen bösen Knall. Also, sag ihr von mir, schöne Grüße und nächste Woche ist ein Treffen bei Starbucks Pflicht.
AntwortenLöschenSandra
Liebe bettina, das allerallerwichtigste ist, dass es DIR gut geht und das du Freude an ben und mit ihm hast. WIRKLICH!!!
AntwortenLöschenSezt dich hin, beobachte ihn einfach, 'rede' mit ihm, in seinen Worten, imitier seine Laute, seine Gesten (sprachanbahnung). Drück ihn an dich, wirf ihn in die luft, dreh dich mit ihm im kreis, setz dich mit ihm auf die schaukel (tiefensensibilität), freu dich an seiner freude. massier ihm den körper, ein kleines bisschen, kitzel seine füsse, rubbel ihn nach dem baden feste ab (propriozeptive stimulierung). wickel ihn langsam und gemütlich, erklär ihm was du tust, ganz langsam, lass ihn mithelfen und knuddel ihn ganz feste. und mach täglich ein paar turnübungen, die allerwichtigsten, aber nicht mehr. und triff die menschen, die ihm und dir und euch freude machen. und lies erstmal keine bücher und kein internet für ein paar tage oder sogar wochen. und freu dich an deinem kleinen, bezaubernden sohn. und schau ihn dir ganz genau an. und es gibt nur diesen moment, diesen einen moment. und mehr brauchst du gerade nicht und er auch nicht. alles alles liebe,
von amelie
Lieber Ben,
AntwortenLöschenich glaube das ist kein Marathon, sondern schon ein Ironman :-). Weniger ist oft mehr, doch deine Mama bemüht sich sooo sehr und es ist super, dass sie diesen Post heute verfasst hat, denn sie hat es schon erkannt, dass du einfach nur Kind sein möchtest und nicht den ganzen lieben Tag therapiert werden willst. Ich möchte mich Maria, Sandra und Amelie anschließen, denn ihr BEIDE seid jetzt wichtig und genießt die Zeit miteinander. Jede alberne Interaktion zwischen euch ist besser als jede Therapie. Vojta ist sowieso der Horror. Ich frage mich, lieber Ben, wie du und deine Mama das so tapfer aushaltet :-)? Richt deiner Mama die liebsten Grüße aus und sag ihr das sie eine TOLLE Mama!
Adieu Bettina
Lieber Ben,
AntwortenLöschenich kann mich Maria, Sandra, Amelie und Bettina nur anschließen. Sag doch Deiner Mama es ist toll, dass sie so viel für Dich macht aber manchmal ist es auch wichtig zu genießen und die Zeit zu zweit mit dem zu füllen, was Spaß macht. Außerdem glaube ich das die Liebe der beste "Entwicklungsförderer" ist - also macht einfach öfters mal nix außer schmusen, spielen, knuddeln...
Ich weiß, dass es manchmal leicht gesagt ist, mir geht es ja auch oft so, dass ich denke ich müsste noch mehr machen. Aber trotzdem glaube ich: Weniger ist manchmal mehr ;-)
liebe Grüße
Annett
ach, weißt du, lieber Big Ben, irgendwie verfallen die meisten erst-mütter diesem "wahn", ob physio, lesekarten, bionahrung, ökobaumwolle, wollwindeln, holzspielzeug - oder alles gleichzeitig. frau weiß einfach nicht, ob sie alles, was ihr in den sinn kommt, richtig ist, sie traut ihrem gefühl oft nicht, glaubt, sie könnte alles NOCH besser machen. gegen diesen gut gemeinten "wahn" hilft entweder die zeit oder ein geschwisterchen, dann wird alles relativ!!!! liebe grüße und tausend sonnenstrahlen von der grünen insel eliane
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