Donnerstag, 13. Mai 2010

Erfahrungsbericht - meine Mama schreibt...

Vielleicht ist es ja für die eine oder den einen ganz interessant zu erfahren, wie ich als Mutter die zweite Geburt erlebt habe. Deshalb schreibe ich mal ein paar Sätzchen dazu:

Nachdem die Kleine sich also doch nicht als zu früh Geborene auf den Weg machte, war die Erleichterung erst mal groß. Ich hatte wieder Klinikaufenthalte und Anpassungsschwierigkeiten im Kopf und wünschte mir eigentlich nichts sehnlicher als eine ganz normal verlaufende Geburt mit anschließendem Wochenbett. Genau das, was ich bei Benjamin schmerzlich vermisst und was mich sehr wütend gemacht hatte, die ganzen Mamis auf der Wochenstation mit ihren Plastikwännchen und den putzigen Neugeborenen darin. Ich empfand mein Kind damals weder putzig noch hatte ich die Möglichkeit so ein Wägelchen vor mir herzuschieben, weil Ben ja erst mal auf der Kinderintensiv war und ich gespaltene Gefühle gegenüber ihm empfand.
Auch hatte ich große Angst, die Kleine nach der Geburt zu sehen. Was wenn wieder etwas nicht "stimmt"? Bei Benjamin habe ich gleich gesehen, dass er anders ist und habe das Kind innerlich erst mal nur abgelehnt. Die Angst saß also tief und deshalb konnte ich der Geburt nicht sonderlich entspannt entgegen sehen. Wir wußten zwar aufgrund einer Fruchtwasseruntersuchung, dass die Kleine kein Down-Syndrom hat, aber ich hatte viele andere Dinge im Kopf und träumte manchmal nachts, dass sie entstellt sei. Komisch, wie im Traum die ganzen Ängste hervorkommen.

In der Woche vor der Geburt waren wir zweimal im Krankenhaus wegen vorzeitiger Wehen und jedes Mal sind wir wieder heim gefahren. Das Kind sollte aber so langsam kommen, weil Daddy wieder zum Studieren musste und nicht ewig daheim sein konnte. In der Nacht zum 01.Mai dann bin ich so gegen 3:30 Uhr aufgewacht und hatte Wehen. Ich bin in der Wohnung hin und her getigert und habe mir überlegt, ob das jetzt richtige Wehen sind. Es hat sich tatsächlich etwas anders angefühlt, mehr im Rückenbereich. Der werdende Vater hat sich erst mal wieder im Bett umgedreht, als ich ihn weckte, weil er an einen Fehlalarm dachte. Ich atmete im Bett nochmal ne halbe Stunde und meinte dann, dass es ernst sei. Die Uhr sagte, dass die Wehen so etwa alle 5 Minuten kommen. Und dann gings recht schnell. Wir sind ins Krankenhaus gefahren, die Großeltern sind parallel dazu zu uns gekommen, um auf Ben aufzupassen.

Die nette Hebamme, die Dienst hatte, war diesselbe, die bei Benjamins Geburt eine Schicht hatte. Das empfand ich als sehr angenehm , da sie unsere Vorgeschichte kannte und ich nicht groß etwas erklären musste. Der Muttermund war bereits auf 7 cm offen und die Hebamme meinte, dass es recht flott gehen könnte. Ehrlich gesagt, war mir das sehr recht. So eine Geburt ist ja kein Honig schlecken. Als wir dann im Kreißsaal waren, gings richtig los und ich hatte schon Presswehen. Die sollte ich aber noch "verhecheln", weil mein Arzt noch nicht da war. Das ist ein blödes Gefühl, wenn man den übermächtigen Drang zum Pressen hat, aber das noch nicht machen soll. Vielleicht kennt das ja jemand? Nun gut, der Arzt war dann nach 20 Minuten oder so da und ich denke mal, so etwa ne halbe Stunde später war die Kleine auch schon auf der Welt. Die Atmosphäre war diesmal sehr ruhig und entspannt. Keine Hektik, ich war die einzige in diesem Moment im Geburtsbereich. Bei Ben waren so etwa 6-7 Geburten zur gleichen Zeit, weshalb damals eine ungeheure Hektik in den Kreißsälen war. Das empfand ich als extrem störend.

Als die Kleine dann da war, hab ich sie komischerweise doch ganz schnell anschauen müssen und hab sie auch gleich hochgenommen, obwohl sie durch die Geburt total gestaut und verknautscht aussah. Wie Benjamin sah sie aus, ohne die schrägen Augen. Sind ja auch Geschwister. Und bei Ben hatte ich ja die Gewissheit, dass aus einem Kind, das man wirklich häßlich fand, doch noch ein süßes Kerlchen werden kann. Manchmal braucht Mutterliebe etwas Zeit.

Wir lagen dann etwa zwei Stunden im Kreißsaal und es war so normal wie ich es mir vorgestellt hatte. Ach und was mich echt umgehauen hat, ist, dass Maja gleich die Brust gesucht und so doll daran gesaugt hatte, wie Ben es nach etwa einem halben Jahr gerade mal schaffte. Da hab ich den Unterschied zwischen hypotonen und normalen Muskeln deutlich gemerkt. Und sie konnte gleich das Köpfchen in Bauchlage heben. Und das direkt nach der Geburt.... wow!
Deshalb macht es mich ungemein stolz, dass ich Ben trotz seiner Schwierigkeiten an die Brust bekommen habe.

Nach 3 Tagen auf der Wochenstation mit Plastikwännchen und putzigem Neugeborenem durften wir dann nach Hause. Die Neugeborenengelbsucht wurde noch kontrolliert (macht eine schöne Hautfarbe) und die Kleine plagen öfter mal Püpschen, aber ansonsten gehts uns gut.
Jetzt bin ich nur mal gespannt, wem sie ähnlich sehen wird und wie es sein wird, ihre hoffentlich normale Entwicklung zu erleben.

Ben findet sie noch reichlich seltsam. Er weint jetzt nicht mehr mit und schaut sie manchmal ganz liebevoll an, andererseits ist er halt ein absoluter Grobmotoriker und nicht sonderlich sanft mit seinen Patschhändchen. Außerdem ist Mamas Arm desöfteren belegt. Das findet er, glaube ich, nicht so dolle. Aber da muss er sich dran gewöhnen.
Ich hoffe jedenfalls, dass ich mich in meine Rolle als zweifache Mutter einfinden und dass ich beiden Kindern in ihrer Entwicklung gerecht werden kann, so dass sie glückliche und zufriedene Erdenbürger werden.

3 Kommentare:

  1. lieber ben, das macht ihr alle ganz prima, deine patschehändchen werden dem schwesterlein schon den weg zeigen! wie schön, dass deine mama das so gut hinbekommen hat. bei mir waren beide geburten, beide kinder, beide folgewochen sowas von unterschiedlich, auch wenn kein extrachromosom (sondern nur eine fehlende speiseröhre) im spiel war. die kinder sind heute auch noch extrem gegensätzlich. pflege du also ruhig deine besonderheiten, die hättest du vermutlich auch ohne extra-chromosom. liebe grüße aus wien eliane

    AntwortenLöschen
  2. Hallo,
    ich habe Deine Zeilen öfter gelesen. Sie sind so offen und ehrlich.
    Ich kann Deine Ängste sehr verstehen. Ich höre aber auch raus, dass es gut läuft. Ihr schafft das wunderbar, Du bist ja schon in der Rolle als zweifache Mama angekommen. Und auch wenn Ben eher "grob" ist...mit ein bißchen Aufpassen von Mama und Papa geht das schon. Ich denk schon, dass Du dem Allen gerecht wirst, und wenn mal nicht so "runde" Tage sind ist das ganz normal. Das ist in jeder Familie so, egal ob da ein "Extra" ist oder nicht. Ich wünsche Dir eine gute, liebevolle, herzliche, staunende, lernende, glücklich Zeit mit Deinen beiden bezaubernden Kindern
    Elisabeth und Robert

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Bettina,
    schön dass Du uns an diesem besonderen Erlebnis teilhaben lässt. Ich habe Euch so fest die Daumen gedrückt und freue mich wirklich sehr dass diesmal alles so war wie Du es Dir vorgestellt und gewünscht hast. Ich wünsche Euch alles Gute für die Zukunft!
    Liebe Grüsse
    Dani

    AntwortenLöschen