Nachfolgende Zeilen sind soeben per Mail an die Ministerin versandt worden - wenn es eine Antwort gibt, werde ich berichten. In Kopie ging das Schreiben auch an MdB Dr. Joachim Pfeiffer... Man darf gespannt sein.
Ethik-Debatte
Früher erkennen
Ein neuer Test weist Krankheiten bei ungeborenen Kindern nach – gefahrlos und schon in der 10. Woche. »Die Schwangerschaft unter Vorbehalt wird zum sozialen Standard werden«.
Sehr geehrte Frau Bundesministerin für Bildung und Forschung,
werte Frau Schavan,
in einem Online-Artikel der „Zeit“ am 22.08.2011 (Quelle: http://www.zeit.de/2011/34/M-Trisomie) wird über einen neuartigen Bluttest berichtet, der es ermöglicht, bereits vor der zehnten Schwangerschaftswoche gefahrlos für den Embryo darüber Auskunft zu geben, ob dieser den genetischen Defekt einer Trisomie 21 aufweist. Weiter ist im Artikel zu lesen, dass die Firma LifeCodexx mit Sitz in Konstanz, die die Methode derzeit erprobt, mit Fördergeldern aus Ihrem Ministerium bedacht wurde. Der Zeit-Artikel ist überschrieben mit: „Diese Möglichkeit wird eine neue Debatte erzwingen“. Dem stimme ich zu.
Um mich selbst an der Debatte noch aktiver beteiligen zu können interessieren mich als Vater eines dreijährigen Jungen mit Down-Syndrom folgende Fragen. Ich würde mich freuen von Ihnen hierzu eine Antwort zu erhalten.
1. Ist die Information der „Zeit“ korrekt, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Erprobung des Bluttests zur Früherkennung von Down-Syndrom fördert und wenn ja, in welcher Höhe?
In der Annahme, dass Frage 1 mit „Ja“ beantwortet wird:
2. Welche konkreten Ziele verfolgt das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dieser Förderung?
3. a) Welche Reaktionen wird Ihrer Einschätzung nach diese Methode bei Vertretern des Gesundheitswesens hervorrufen?
b) Können Sie sich eine gesellschaftliche Diskussion darüber vorstellen, dass Krankenkassen zukünftig die Kostenerstattung syndrombedingter Behandlung von Menschen mit Down-Syndrom verweigern? Wenn ja, mit welchem Ergebnis – wenn nein, warum nicht?
4. a) Die Bluttest-Methode wird in betroffenen Kreisen als gezielte Maßnahme zur Unterstützung einer „Ausrottungsstrategie“ verstanden. Was sagt eine christlich orientierte Bundesministerin, die diese Strategie mit Steuergeldern fördert, den betroffenen Familien?
b) Können Sie sich vorstellen, dass die Einfachheit und Verfügbarkeit dieses Tests den Druck auf Schwangere massiv erhöht, eine Schwangerschaft abzubrechen? Wenn nein, wie begründen Sie diese Auffassung? Wenn ja, wie ist Ihre Förderung der Methodenerprobung der Firma LifeCodexx mit ihren parteilichen Grundwerten in Einklang zu bringen?
5. In welcher Gesellschaft wollen Sie leben? Wollen Sie eine „Schwangerschaft auf Vorbehalt“ als Standard fördern?
Waiblingen, den 28.08.2011