Vielleicht hab ich irgendwas nicht kapiert bei der ganzen PID-Diskussion, aber ich stoße immer wieder in diesem Zusammenhang auf das Down-Syndrom, bei dem es sich aber in 99 % aller Fälle nicht um eine Erbkrankheit handelt. Wieso wird es bei der PID immer wieder angeführt? Das ist mir völlig schleierhaft. In der Bevölkerung entsteht so jedenfalls ein völlig falsches Bild vom Down-Syndrom, so als ob man das ja problemlos im Vorfeld untersuchen lassen kann. Wenn es um die Pränataldiagnostik geht, stimmt es ja auch. Da wird mittels der Fruchtwasseruntersuchung das Down-Syndrom zuverlässig erkannt. Logischerweise kann man das bei der PID auch machen, aber es fehlt doch jegliche Rechtsgrundlage, weil es sich nicht um eine Erbkrankheit (außer Eltern wären Träger einer balancierten Translokation) handelt. Oder steh ich auf dem Schlauch??????
Mich nervt es jedenfalls ständig das ach so gefürchtete Down-Syndrom in den Medien zu hören, weil ich meinen Sohnemann ganz dolle lieb hab. Das Bild vom Down-Syndrom in der Öffentlichkeit wird so falsch gezeichnet (ich sag nur Blödbirne73 oder wie hieß der Idiot, Katharina??) . Und jetzt kommt noch die PID. Es macht mir Angst, dass Benjamin sich mal verteidigen muss, dass es ihn überhaupt gibt, so als ob er ein Mensch zweiter Klasse ist. Schreckliche Vorstellung.
Falls es jemanden interessiert mein Beitrag zur Berichterstattung über die PID:
"Sehr geehrtes Redaktionsteam der Tagesthemen,
ich möchte Ihnen ein Feedback zur gestrigen Sendung 22:30 Uhr zum Thema Präimplantationsdiagnostik-Gesetz geben.
Zuerst einmal halte ich es überhaupt nicht angebracht im Zusammenhang mit der PID über das Down-Syndrom zu sprechen. Dieses Syndrom geistert ständig in den Medien herum und vermittelt den Eindruck, dass es sich beim Down-Syndrom um eine schreckliche Erbkrankheit handelt, was viele Zuschauer dann so übernehmen. Das stimmt so aber nicht. Denn Down-Syndrom entsteht in den allermeisten Fällen spontan bei der Zeugung. Nur in 3-4 % aller Fälle gibt es die Translokationstrisomie 21, welche aber auch nur in etwa ¼ der Fälle vererbt wird, wenn ein Elternteil Träger einer balancierten Translokation ist. Diese Träger geben aber auch nur in etwa 15% aller Befruchtungen ihre balancierte Translokation weiter, je nachdem auf welchem Chromosom das translozierte Chromosom anhängt.
Heißt also, dass das Down-Syndrom lediglich in sehr geringen Einzelfällen als Erbkrankheit aufgezählt werden kann und keine Erbkrankheit im eigentlichen Sinne ist und deshalb im Zusammenhang mit der PID fehl am Platze ist.
Unter anderem wird auch von Ihnen in dem gestrigen Beitrag das Down-Syndrom erwähnt.
Und zwar wurde von Ihnen eine Frau vorgestellt, die mehrere Fehlgeburten hatte, unter denen ein Embryo mit der möglicherweise vererbbaren Form des Down-Syndroms, also der Translokationstrisomie 21, war. Ich habe selbst ein Kind mit Translokationstrisomie 21 und wir Eltern haben uns schlicht und ergreifend bei einem Humangenetiker, welche an (Uni-)Kliniken arbeiten, auf eine bei uns möglicherweise vorliegende balancierte Translokation untersuchen lassen. Dazu braucht man keine PID. Wieso die von Ihnen vorgestellte Frau hat eine PID machen lassen und dies auch noch genehmigt wurde, ist mir schleierhaft.
Auch die Kommentatorin des NDR führte das Down-Syndrom in ihren Ausführungen an, insbesondere was Schwangerschaftsabbrüche angeht. Das mag zwar sein, aber wie schon erwähnt kann das nicht im Zusammenhang mit der PID geschehen. Hier entstand ebenfalls ein völlig falsches Bild. Weiterhin hätte ich mir von der Dame gewünscht, dass sie trotz Befürwortung erwähnt, dass es für behinderte Menschen schwerer werden könnte in unserer Gesellschaft, insbesondere wenn sie das gefürchtete Down-Syndrom haben.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie bei Ihrem nächsten Bericht andere, passende Beispiele für die PID anführen (Mukoviszidose, fragiles X-Syndrom o.ä.), um Ihre Zuschauer nicht falsch zu informieren. Insbesondere auch um nicht falsche Informationen über das Down-Syndrom zu verbreiten.
Durch meine eigenen Erfahrungen mit einem Kind mit Down-Syndrom kann ich nur sagen, dass dieses vermeintlich nicht lebenswerte Leben sehr l(i)ebenswert ist.
Beste Grüße
Bettina Lühning"